Soziophobie wegen Kiwu

Hallo an alle,
wir haben seit über 2 Jahren einen aktiven Kinderwunsch und mitten drin in der Vorbereitung für den nächsten Kryoversuch. Letztes Jahr hatte ich eine Fehlgeburt. Ich bin zwar oft optimistisch, obwohl das schon unser 5. Versuch ist, aber jetzt bin ich wieder total down, nachdem ich eine schwangere Freundin getroffen habe. Sie hatte es auch nicht leicht mit dem schwangerwerden und ich gönn es ihr auch, aber dass sie mir von ihren Wehwehchen erzählt und dass ihr schlecht ist und so weiter und gleichzeitig so happy wirkt, macht mich echt fertig. Und mein Leidensweg wird mit einem „das wird schon klappen“ beiseite geschoben, als würde sie das jetzt nicht hören wollen.
Ich war dann total fertig zuhause und entwickle langsam eine Angst davor, jemanden zu treffen, weil es mir danach immer schlechter geht. Mit meinen anderen Freundinnen, die Kinder haben, hab ich momentan auch kaum Kontakt. Ich habe Angst, dass ich nie Mutter werde und dass mein Rückzug nicht unbedingt dazu beiträgt, kann mich aber nicht immer so fertig machen…

Ich fühl mich oft so einsam, weil es niemanden richtig interessiert, wie es mir geht. So viele in meiner Umgebung sind mit ihren Babys und Bäuchen beschäftigt und ich nicht. Als würde ich zu irgendeiner Gruppe nicht dazugehören, weil ich kein Kind hab oder krieg, auch wenn ich nichts dafür kann. Mich macht das auch irgendwie wütend und ich denk mir „ich brauch die alle nicht“, gleichzeitig macht mich das traurig.

Weiß auch nicht, wo ich da jetzt hinwollte, vllt wollt ich mich einfach nur auskotzen über alles…

1

Es tut mir wirklich leid, dass dein Weg so steinig ist.
Ich finde es auch immer schade, wenn man deshalb bestimmte Personengruppen anfängt zu meiden oder ihnen aus den Weg zu gehen.

Aber bitte setze es nicht gleich mit einer sozialen Phobie. Da steckt leider einfach so viel mehr dahinter als Personen zu meiden.

Alles Gute für dich und hoffentlich erfüllt sich bald dein Wunsch!

2

Hey du,

Erstmal kann ich deine Gefühle sehr gut verstehen, es fühlt sich manchmal schrecklich unfair an wenn scheinbar alle Kinder bekommen und es bei einem selbst einfach nicht klappen will.

Ich kann dir nur von meiner Erfahrung berichten: mir war es trotzdem immer wichtig meine sozialen Kontakte weiter zu pflegen weil ich mir dachte ich möchte einfach nicht dass der KiWu mein ganzes Leben überschattet, auch wenn es mir manchmal total weh getan hat meine Freunde schwanger und mit Kindern zu sehen. Es ist ja auch kein Leben sich immer weiter zurückzuziehen.
Mir war es auch immer wichtig dass meine engsten Freunde darüber Bescheid wissen und die waren auch egtl immer sehr mitfühlend.


Wenn es dein Leben so stark beeinträchtigt wäre es vllt eine Idee dir Unterstützung zu holen ich weiß nicht wie es bei dir ist aber meine KiWu Klinik hatte auch Kontakte für psychologische Beratung da konnte man Termine vereinbaren vllt würde dir das helfen?

4

Ich hab auch lange meine Freundinnen mit Baby getroffen und habe das schmerzhafte in Kauf genommen. Es ist aber leider seit der Fehlgeburt immer schlimmer geworden und ich habe nach solchen Treffen richtige heulkrämpfe, dass ich das momentan einfach nicht schaffe. Das Mitgefühl ihrerseits fehlt mir da, weil sie das Thema meiden… mein Mann sagt, ich erwarte zu viel. Ich bin aber enttäuscht, dass unsere Freundschaft offenbar nur oberflächlich ist.
Und ja, Hilfe bekomme ich, aber trotzdem habe ich sehr schwache Momente…

3

Liebe Vila

Tut mir wirklich leid, dass es dir gerade so geht.
Ich kann von mir berichten, wir sind mittlerweile seit 5 Jahren dabei, davon 2 Jahre in der Kinderwunschklinik, noch nie schwanger.

Es kommt immer in Wellen, mal ist es leichter und ich hab einen guten Umgang gefunden "mit dem Babythema" der anderen, dann ist es wieder schwerer.
Was ich versuche zu vermeiden, ist ein Treffen in größeren Gruppen mit vielen Schwangeren/Babies, das schaff ich irgendwie nicht. Find ich aber ok und hat nichts mit Sozialphobie zu tun. Was ich bewusst beschlossen habe, ist eben, dass ich den Kontakt mit Freundinnen wegen diesem Thema nicht meide, weil mir bald klar wurde, dass das in ziemlicher Einsamkeit und Frustration enden wird.

Zu deiner Freundin: ich glaube, oft ist es schon auch die Sprachlosigkeit des Gegenübers (wollen was Liebes/Aufbauendes sagen oder wissen halt nicht, was was sie sagen sollen) und nicht nur fehlende Empathie.
Und wenn dir die Freundin sehr am Herzen liegt, sag es ihr auch, wie es dir geht/ beim letzten Treffen gegangen ist.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute

5

Liebe Vila,

es tut mir sehr leid, dass du dich so fühlst und ich kann diese Gefühle super gut nachvollziehen.

Ich hatte selbst einen unerfüllten Kinderwunsch über mehrere Jahre. Meine erste Schwangerschaft endete in einer Fehlgeburt. Während dieser Zeit waren zwei Freundinnen von mir ebenfalls schwanger und sie haben auch letztendlich gesunde Kinder geboren. Ich hatte leider genau wie du, das Gefühl nicht mehr dazu zu gehören und irgendwie aus dem elitären Club der Schwangeren rausgeflogen zu sein. Ich hätte mir ebenfalls mehr Verständnis für meine Situation gewünscht, aber leider war da nur Schweigen. Ich hab mich selten so einsam gefühlt und ich habe den Kontakt dann erstmal auf Eis gelegt, um mich selbst zu schützen und selbst erstmal klarzukommen. Ich finde, das ist ein berechtigter Weg, deine Gefühle sind valide und du darfst Wut und Trauer fühlen! Menschen, die diesen Weg nicht gehen mussten, können die Gefühle und den Schmerz eines unerfüllten Kinderwunsches oder einer Fehlgeburt häufig nicht nachvollziehen.

Was mir geholfen hat, war meine Selbstfürsorge an erste Stelle zu setzen. Habe dann z.B. mit Yoga angefangen und mir letztendlich auch psychotherapeutische Hilfe gesucht. Wichtig ist es, nicht in eine Depression und soziale Isolation zu verfallen. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist von der psychischen Belastung her wie der Verlust eines geliebten Menschen, auch wenn man ihn nie kannte. Das muss man erstmal verarbeiten.

Ich wünsche dir alles Liebe!

7

Vielen Dank für deine lieben Worte. Es tut gut, sich verstanden zu fühlen.

Den Tipp mit der selbstfürsorge finde ich gut, oft klappt das auch bei mir. Ohne Kontakte geht es mir dann oft auch halbwegs gut, wenn ich im Garten arbeite z.b. ich denke dann halt, ich muss irgendeiner sozialen Verpflichtung nachgehen und bin danach einfach fertig… bin enttäuscht von mir selber

aber du hast recht, vermutlich sind meine Gefühle berechtigt, hier zu sein…

Wünsche dir auch alles liebe!

8

Hast du vor Ort die Möglichkeit an einer Selbsthilfegruppe teilzunehmen?

weiteren Kommentar laden
6

Hallo Vila,

ich kann deinen Schmerz nur allzu gut verstehen. Ich konnte mich auch nicht mehr mit gewissen Leuten treffen, es hat mir danach einfach zu sehr wehgetan.

Und ich bin dir ehrlich, gewisse Personengruppen zu meiden, hat mir am Anfang sehr geholfen. Wenn ich gerade am Trauern bin, hilft es mir 0,00 % mich ständig bewusst Situationen auszusetzen, in der mir Schwangere oder Neu-Mamis erzählen wie toll oder wie schlecht ihr Leben gerade ist, auch wenn es Freundinnen sind. Denn diese Themen werden wohl oder übel aufkommen.

Ich musste erst selbst irgendwie damit zurecht kommen, bevor ich diese Treffen wieder verkraften konnte. Und mittlerweile macht es mir wirklich nicht mehr viel aus.
Hast du vllt Freundinnen oder Bekannte ohne Kinder/Kinderwunsch? Das hat mir damals auch geholfen, mich einfach mit diesen wieder vermehrt zu treffen.

Jeder Mensch geht anders mit Schmerz um aber bitte bitte isolier dich nicht vollkommen. Vielleicht hilft dir auch eine psychologische Beratung? Oder einfach jemand aus deiner Familie zb., der du vertraust.

Fühl dich ganz doll gedrückt!

10

Liebe Vila,

fühl dich fest umarmt 🩷

Ich kann es so gut nachvollziehen! Allerdings habe ich das Problem weniger mit Freunden, auch wenn es oft sehr weh tut, dass einige sogar schon zwei Kinder haben. Vielmehr meide ich mittlerweile öffentliche Veranstaltungen, weil ich Angst habe wieder jemanden zu treffen (die z.B. um einiges jünger ist als ich, erst seit kurzem mit ihrem Partner zusammen, etc.), die jetzt "schon" schwanger ist oder ein Baby im Kinderwagen herumschiebt, während wir immer noch diesen schweren Weg gehen. Da hab ich mittlerweile echt keine Lust mehr drauf und bleibe lieber zuhause. Mein Partner versteht das leider null... 😒

Wir du in meinem Post vor ein paar Tagen gelesen hast, bin ich auch noch nicht an dem Punkt angekommen, dass ich meinen Kinderwunsch nicht mehr meine Gedanken bestimmen lasse. Daher kann ich dir nicht den ultimativen Tipp geben... Allerdings würde ich für mich entscheiden, dass ich den Kontakt zu Personen, der mich mehr Kraft kostet als dass er mir gibt, einzuschränken. Rede doch mal offen mit deiner Freundin und schildere ihr deine Gefühle. Wenn du dich nach dem Gespräch immer noch nicht ernst genommen fühlst, würde ich erstmal auf Abstand gehen.

Mach dir heute einen schönen Abend und probiere auf andere Gedanken zu kommen 😘

11

Ja so geht es mir auch, auf Feste, wo ich jemanden von früher treffen könnte, gehe ich auch nicht mehr… (bin ich auch nie gern gegangen, aber jetzt hab ich gar keine Lust mehr).
Ich finde es auch schwer, das Thema beiseite zu schieben… Würde aber gerne wieder richtig „leben“ und es ein bisschen mehr genießen. Vielleicht klappt es ja schritt für Schritt, dass man manche Momente genießt und dadurch etwas Druck herausnimmt.