Ich hab so krasse Selbstzweifel

Halli Hallo, ich bin mit 19 Mama geworden, bin mittlerweile 26. Ich habe in letzter Zeit sehr starke Probleme. Zum Einen, dass in meiner Kindheit vieles Problematisch war. Ich hatte letztens ein Gespräch mit meiner Mama, es ging darum dass ich als Kind/Jugendliche nie mithelfen wollte im Haushalt und immer gestritten habe. Im Gegensatz zu meiner grosen Schwester, die von Anfang an immer geholfen hat ohne sich zu beschweren. Sie ist sogar gekommen als sie schon ne eigene Wohnung hatte um meiner Mama zu helfen. Ich bin das Dritte Kind, meine Schwester ist in Kasachstan aufgewachsen dort hatten meine Eltern ein Hof und da musste jeder mit anpacken. Ich weiß nicht, warum es bei mir Anders war. Ich war sehr rebellisch, habe auch oft nicht auf meine Eltern gehört, habe aber nichts extremes Wie Saufen, Drogen usw. Gemacht. Meine Mama meint ich habe genau wegen meiner Rebllischen Art damals so Probleme heute. Ich habe oft sehr große selbstzweifel , auch bezüglich meiner Ehe. Es gibt Phasen die sind super, da klappt alles gut und ich bin total ausgeglichen, habe gute Laune. Aber oft gibt es Phasen da ich total verschlossen bin weil ich Angst habe etwas falsch zu machen. So nach dem Motto : Mach am Besten gar nichts, damit dir bloß keine Fehler unterlaufen. Ich traue mich oft nicht, mich zu wehren, weil mir als Kind beigebracht wurde, wenn ich mich wehre bin ich frech, ich muss mich unterordnen. Tja, und da bin ich heute. Wenn ich mich gegen mein Mann durchsetzen möchte, weil ich z.b anderer Ansicht bin wenn es um die Erziehung unseres Sohnes geht, dann ist es falsch. Ich bin so am Ende. Ich stehe schon morgens früh auf und habe so krasse Selbstzweifel, schon fast grenzt das an Panikatracken, weil ich Angst habe zu versagen. Ich kann auch andere, ich bin sehr offen und fröhlich und eigentlich auch sehr positiv, verliere nie ein schlechtes Wort über andere und bin generell sehr friedlich gestimmt. Manch einer würde sagen, ich bin naiv. Ich versuche z.b mein Kind immer Positiv zu prägen, versuche, nicht zu oft nein zu sagen, z.b wenn er etwas wirft erstmal freundlich zu bitten das er damit aufhören soll. Bei mir klappt es immer, er hört dann auch auf. Aber mein Mann wird sofort laut.

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Abgesehen davon, dass Geschwister vollkommen unterschiedliche Charaktere haben können, wird das vermutlich bei Euch noch verstärkt durch das Aufwachsen in unterschiedlichen Systemen. Ich könnte mir vorstellen, dass Erziehung in Kasachstan eher von Unterordnung und Gehorsam geprägt ist, während in Deutschland eher die Bedürfnisse der Kinder Beachtung finden.


Ich persönlich finde es darüber hinaus sehr ungewöhnlich, als Erwachsener seinen Eltern im Haushalt zu helfen, wenn diese nicht gerade pflegebedürftig sind oder es etwas außergewöhnliches ist, bei dem auch ich Hilfe bräuchte.

Ich denke, Du solltest mit Deinem Hausarzt besprechen, ob eine Gesprächstherapie für Dich sinnvoll wäre. Panikattacken sprechen für mich dafür. Eine Therapie könnte Dir helfen, mit den Erwartungen Deiner Umwelt besser umzugehen.

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Ich glaube nicht, dass einer eine rebellische Art automatisch im „Alter“ Selbstzweifel beschert. Eher, wie deine Eltern damit umgingen - und scheinbar war das nicht so gut.

Du hattest dich unterzuordnen und scheinbar wurdest DU nie gehört oder ernst genommen. Und klar, das verunsichert, wenn man sein halbes Leben eingeredet bekommt, man selbst sei „falsch“, alles was man denkt und fühlt nicht richtig.

Wenn es dein Leben schon so sehr einschränkt, wird schon eine Therapie nötig sein, um das richtig aufzuarbeiten und dann an sich zu arbeiten.

Ansonsten: sag dir immer wieder selbst, dass es ok ist, auch mal Fehler zu machen (die kann man ja fast immer wieder korrigieren und draus lernen) und es gut und okay ist, dass du andere Ansichten hast manchmal und diese natürlich umsetzen darfst.

Wenn du gut mit deinem Kind zurecht kommst, ist doch auch alles top, du musst natürlich nicht sofort schreien. Das finde ich sogar nicht gut ;) ich schreie auch nicht sofort.😊

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Deine Eltern vermitteln dir schon dein Leben lang, dass du nicht o.k. bist und setzen dir deine Schwester als Vorbild vor die Nase. Wie sollte man da keine Selbstzweifel entwickeln?

An dir ist nichts falsch, in einer anderen Familie wäre dir vielleicht genau das Gegenteil vermittelt worden. Hier ist es eher ganz oft so, dass Kinder sich um ihr Zimmer und die Schule kümmern sollen, mehr nicht. Meine Tochter hat inklusive Lernen eine 50-Stunden-Woche. Ich arbeite nur 32, ganz sicher muss sie nicht noch das Bad putzen.

Ich denke auch, dass dir eine Therapie helfen könnte. In dem System eurer Familie hatte es wahrscheinlich auch deine Schwester schwer, die sich nur anerkannt fühlt, wenn sie permanent hilft. Denn wer würde schon im Haushalt der Eltern helfen, wenn er einen eigenen hat und die Eltern nicht pflegebedürftig sind? Eigentlich müssten die Eltern das ablehnen, aber da spielt wohl die Kultur eine sehr große Rolle.

Jeses Kind sucht sich unbewusst eine eigene Position im Familiengefüge. Die der fleißigen und unterwürfigen Schwester war halt schon besetzt. Du solltest das mal genauer beleuchten, es gibt auch gute Literatur. Die ältere Generation lehnt das oft ab, dabei handeln mitunter ganze Kapitel speziell von ihnen.

Am schwersten finde ich, sich ohne "Zustimmung" von den Eltern gut und wertvoll zu fühlen. Wenn da immer wieder andere Signale kommen, ist es ein schwerer Weg. Aber man sollte ihn trotzdem gehen, um sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Ich habe lange gebraucht, weil ich dank meiner Kindheit ein "neudeutsch" Peoplepleaser geworden bin. Es lohnt sich für jeden, hinter die Abläufe zu schauen. Ich kann inzwischen erkennen, was in meiner Familie passiert, auch wenn ich trotzdem nichts ändern kann. Ich konnte mich aber innerlich davon distanzieren und fühle mich sehr viel stabiler.