Vollstationär in der Schwangerschaft

Hallo zusammen,
mir liegt etwas schwer auf der Seele und ich hatte gehofft, vielleicht ein paar Meinungen oder vielleicht Erfahrungen sammeln zu können.

Ich leide unter einer Angststörung, die sich größtenteils auf die Hypochondrie bezieht. Seit der Schwangerschaft hat sich das ganze enorm zugespitzt. Ich habe täglich panische Angst einen Schlaganfall zu erleiden. Ich weiß nicht, woher diese Angst kommt aber sie ist sehr groß und wird seit der Schwangerschaft immer größer. Das schränkt mein Leben ENORM ein und ich habe mich aufgrund dessen vor ein paar Monaten auf die Warteliste für eine stationäre Behandlung setzen lassen. Ich habe zwar von meinem Frauenarzt anti depressiva verschrieben bekommen aber ich habe mich bisher nicht überwinden können, diese zu nehmen. Zu groß, ist die Angst, dass das Würmchen doch irgendwelche Schäden davon tragen könnte. Das könnte ich mir niemals verzeihen… jedenfalls habe ich Donnerstag den Anruf bekommen, dass ich nächste Woche endlich aufgenommen werden kann in der Klinik und ich bin dankbar für diese Chance. Allerdings plagen mich so viele Gedanken, dass ich diese kaum sortiert bekomme. Ich habe Angst, dass ich in der Klinik trotz Schwangerschaft dazu „gezwungen“ werde Medikamente zu nehmen.. als ich vor vielen Jahren in einer Klinik war, wurde ich sogar entlassen von denen also quasi raus geschmissen, weil ich mich gegen Medikamente geweigert habe. Ich habe Angst, dass es nun wieder so passieren wird. Dann habe ich wahnsinnig große Angst, eine schlechte Mutter zu sein, weil ich in meiner Schwangerschaft in einer Psychiatrie hocke. Ich habe Angst, dass das Baby keine Bindung zu ihrem Papa aufbauen kann.. Ich habe gelesen, dass Babys im Bauch die Stimmen von Mama und Papa und die Berührungen deutlich erkennen können und nach der Entbindung zuordnen können. Ich habe Angst, meiner kleinen und ihrem Papa die Chance zu nehmen, eine Bindung aufzubauen und habe Angst, dass mein Verlobter so die ganze Schwangerschaft verpasst. Weil ich gehe von mindestens 6-8 Wochen aus, die ich weg sein werde. Er darf mich natürlich besuchen aber das ist ja was anderes, als zuhause. Ich mache mir über so vieles Gedanken aber weiß auch, dass dieser Zustand nicht so bleiben kann. Vielleicht war ja jemand von euch auch mal stationär während der Schwangerschaft und kann da etwas zu sagen… Ich habe einfach Angst, dass dort keine Rücksicht auf die Schwangerschaft genommen wird und ich dem Baby noch mehr Stress antue, als ich es ohnehin gerade schon mache… 😔

Liebe Grüße 🍀

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Ich habe keine Erfahrungen, ich wünsche dir aber alles Gute und denke das es wirklich wichtig ist sich behandeln zu lassen und würde das auch trotz Schwangerschaft machen und dir mir angebotene Hilfe auch in Anspruch nehmen. Bedenken das die Hormonumstellung nach der Entbindung auch sehr anstrengend und belastend sein kein und auch die Wochenbettzeit einem viel abverlangt. Daher würde ich dir raten so früh wie möglich mit einer Therapie zu beginnen.

LG Lilie

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Hey meine Liebe,

Ich würde Dir empfehlen auf jeden Fall in die Klinik zu gehen- und zwar, weil ich überzeugt bin, dass psychische Erkrankungen nur schlimmer werden, wenn man eine vernünftige Behandlung rausschiebt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du zu Medikamenten "gezwungen" oder gedrängt wirst, und wenn ein Medikament Sinn macht: Es wird gut erforscht sein und sicher in der Schwangerschaft! Höre auf die Studien die es gibt und nimm es doch, wenn es hilft und in der SS zugelassen ist.
Zu der Stimme von Deinem Mann: wie wäre es er nimmt ein Audio für Dich auf, liest dem Baby was vor oder so, das kannst Du ihm dann vorspielen.

Dein Baby hat mehr von einer gesunden Mama die sich helfen lässt, meiner Meinung nach.

Ihr macht das super. 🙂

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Die Idee mit der Audio finde ich toll, danke! Ich werde es meinem Partner mal vorgeschlagen ☺️

Danke für deine lieben Worte und deiner Meinung dazu ! 🍀

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Hallo,
Tut mir leid für dich, dass es dir so schlecht geht. Bitte überlege dir das mit den AD ob du sie nimmst, es kann dadurch wirklich besser werden. Welche sind es denn genau ?? Und probiere es auf jeden Fall mit der Klinik und probiere doch bei Psychiatern und Gesprächstherapeuten in deinem Umfeld in Kontakt zu treten um dort langfristig in Behandlung zu kommen, die Wartezeiten sind meist enorm!
Gerne kannst du mir PN senden.
Lg und alles gute für dich 👍☀️🙏

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Ich habe von meinem Frauenarzt Sertralin 50 Mg verschrieben bekommen. Soweit ich weiß, ist das wohl das Mittel der Wahl in der Schwangerschaft. Ich gehe davon aus, dass es in der Klinik auch auf dieses Medikament hinauslaufen wird ☺️

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Ja das stimmt das ist das Mittel der Wahl in der SS, gibt aber notfalls auch den grauen Bereich was AD in der SS angeht.
Du musst bedenken das dein Baby deine Angst und deine Gefühle auch auf gewisse Weise übermittelt bekommt, desto schlechter es dir psychisch geht …. Denke ich wird es das Baby auch etwas beeinflussen ….
Für viele gibt es nur noch die Wahl die Tabletten zu nehmen um besser damit klar zu kommen und in solchen Situationen umzugehen. Du musst tief in dich gehen… und das Medikament ist wirklich weit erforscht in der SS! Lg 🍀🍀

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Das ist eine schwierige Situation.

Deine Sorgen zu der Bindung zum Vater kann ich verstehen, aber es ist ja noch so viel Zeit, diese aufzubauen. Denke mal lieber an dich und das Baby: mit deiner Krankheit ist nicht zu Spaßen, sie wird auch nicht von alleine weggehen. Wie soll dein Leben mit Baby aussehen, wenn es denn auf der Welt ist? Dann kannst du ja erst recht nicht mehr 8 Wochen in eine Klinik gehen ohne schlechtes Gewissen.

Ich würde die Schwangerschaft nutzen, diese Krankheit aus dem Weg zu schaffen. Für euch alle. Damit du die Zeit wieder genießen kannst. Damit dein Baby nach Geburt dich an seiner Seite hat, ohne dass du dich mit deiner Krankheit quälst.

Zu Medikamenten ist meine Meinung: die Ärzte sind die Profis, die haben Medizin studiert und wissen, was sie tun. Ja, es gibt leider Krankheiten die man nur heilen kann, wenn man gewisse Botenstoffe zumindest zeitweise im Körper hemmt, sodass man wieder zurück ins Leben kommt. Wenn du in die Klinik willst, dann verstehe ich dass die Ärzte auch wollen, dass du dich behandeln lässt. Informiere dich natürlich gut, aber überlasse den Ärzten die Behandlung, sonst macht es keinen Sinn.

Ich wünsche dir alles Gute

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Wenn du jetzt schon weißt, dass du keine Medikamente nehmen willst (natürlich wirst dh keine bekommen, die du nicht nehmen darfst) und damals dich auch schon geweigert hast, frage ich mich ernsthaft (und nein, nicht böswillig), warum du jemandem den Platz wegnehmen willst, der ihn mindestens genauso dringend braucht wie du.

Medikamente gehören in der ersten Zeit zur Therapie dazu, damit du stabil genug wirst, um Verhaltensweisen anzutrainieren und Skills zu erlernen.

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Das ist Schwachsinn. Man wird von Studienbeginn über die Psychotherapeutische Ausbildung bishin zur Praxis immer angehalten, dass man - wenn möglich - auf nichtmedikamentöse Therapien zurückgreift. Allein das Absetzen von Medikamenten kann mit neuen psychischen Lasten verbunden sein und ist es demnach nur wert, wenn anders keine Besserung in Sicht ist. Mit solchen Behauptungen sollte man bitte schon etwas vorsichtig sein…
Das ist IMMER eine Einzelfallentscheidung und man nimmt niemandem den Platz weg, nur weil man es lieber ohne Medikamente schaffen möchte.

Bearbeitet von Lara332
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Der Dame hier geht es aber tatsächlich sehr schlecht, ist ja nicht ihr erster Beitrag dazu. Bei uns ging es niemandem so gut, dass er es ohne Medikamente aus dem Tal herausgeschafft hätte, meine persönlichen Erfahrungen also.

Aber gut, wir waren auch eine Akutaufnahme, ist vielleicht was anderes.

Und doch, wenn jemand sich von vornherein einer möglichen Behandlung verweigert, empfinde ICH persönlich (Meinung darf man ja wohl äußern) als Wegnehmen des Platzes. Kannst du gerne anders sehen, ist dein gutes Recht.

Bearbeitet von Deadpool
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Es tut mir leid, dass du dich in der Schwangerschaft so quälen musst, mit so vielen Ängsten.

Da du eine Angststörung hast, muss du dir immer wieder vor Augen führen, dass die meisten Ängste die du hast, rational nicht erklärbar und für Außenstehende nicht nachvollziehbar sind.

Deine Angst vor Medikamenten scheint ja auch nicht nur in der Schwangerschaft zu bestehen, du hast es ja schon einmal abgelehnt. Das verstehe ich zum Beispiel nicht. Niemand wird dir Medikamente verschreiben, die dein Kind schädigen. Und wenn, dann wird man dich darauf hinweisen und dir die Entscheidung überlassen. Medikamente sind in deiner Situation doch sinnvoll. Ohne scheint es ja nicht zu gehen und dann ist fraglich, ob eine stationäre Therapie so viel bringt.

Auch die Ängste mit der Bindung zum Vater oder zu dir etc. Das beste was du machen kannst für dein Kind ist genau das, worum du dich gekümmert hast. Du hast das bisher super gemacht. Du weißt, was du brauchst, hast dich darum gekümmert und es sogar erreicht. Darauf kannst du Stolz sein. Dein Kind wird nicht darunter leiden. Mein Mann macht nicht besonders viel mit unserem (zweiten) noch nicht geborenen Kind. Und ich ehrlich gesagt auch nicht. Neben einem Kleinkind bliebt da wenig Zeit. Du hingegen hast 6-8 Wochen Zeit nur für dich und dein Baby! Was besseres gibt es doch gar nicht :) und dein Partner profitiert auch von einer Partnerin die nicht mehr von Ängsten geplagt ist.

Insofern, das ist gut so! Mach das, was dir geraten wird und überlege nicht zu viel wegen der Medikamente. Viele Frauen müssen aus den unterschiedlichsten Gründen in der Schwangerschaft Medikamente einnehmen. Ich eingeschlossen. Natürlich ist das nicht optimal. Aber die Alternative ist schlechter. Alles gute dir.

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Hey,

Also ich war damals auch stationär in einer offenen Einrichtung für die Kontrolle mit dem Medikamenten.

Wir haben zu dem Zeitpunkt alles reduziert was ging bzw habe ich die Medikamente im Einvernehmen abgesetzt und es wurde eben geschaut wie es funktioniert.

Da ich allerdings nicht warten musste, sondern es eine offene akut Station gewesen ist, kann ich nicht sagen, ob generell die Schwangerschaft als Kontraindikation gesehen wird.

Hast du denen das mitgeteilt, dass du schwanger bist vorher?

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Ja, die Klinik ist über die Schwangerschaft informiert und hat grob nachgefragt in welcher Woche ich bin. Ich denke, bei der Aufnahme wird bei dem Arzt Gespräch aber auch noch mal ausführlicher darauf eingegangen, damit gegebenenfalls auch das richtige Medikament und die richtige Behandlung gefunden werden kann. ☺️

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Die Ärzte werden das gemeinsam mit dir gut abwägen, ob eine Medikation wirklich notwendig ist…

Ich wünsche dir sehr, dass dir der Aufenthalt helfen wird

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Es tut mir sehr leid, dass du das durchmachen musst! Und ich finde es super, dass du den Schritt in die Klinik gehst und hoffe sehr, dass sie dir helfen können!

Ich würde dir tatsächlich gerne auch zu Sertralin raten wollen. Meine Psychiaterin, der ich zu 10000% vertraue, hat gesagt, dass sie mir das verschreiben würde, wenn ich in der Schwangerschaft eine Episode bekommen sollte. Es ist wirklich sehr gut untersucht, sagt auch meine Gyn. Citalopram übrigens auch. Medikamente wirken eben, wie du sicher weißt, einfach schneller als Gesprächstherapien, egal ob stationär oder ambulant... Daher würde ich es gerade in der Schwangerschaft nicht herauszögern und versuchen, Klinik und Medikament zu kombinieren, um möglichst schnell gesund zu werden.

Egal wie du dich entscheidest, ich wünsche dir von Herzen alles Gute und dass es dir bald besser geht!

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Ist es möglich, dass Deine Angst vor Sertralin auch Teil der Angststörung ist? Ich frage hier mal ganz naiv...

Ansonsten kann ich Deine Sorge vor Medikamenten aus eigener Erfahrung nachvollziehen, ich habe auch schon erlebt, dass viel Tavor verteilt wurde. Selbst habe ich bei meiner Essstörungsbehandlung Olanzapin abgelehnt (ich wurde nicht darüber aufgeklärt, dass es off-label für Anorexie verwendet wird, mir wurde gesagt, es sei ein Schlafmittel) und bereue es im Nachhinein nicht, da ich enorm Glück hatte und auch ohne dieses Medikament schon seit Längerem vollständig von der Essstörung genesen bin (bis auf ab und zu Frustessen ohne schlechtes Gewissen ;) ). Andererseits bin ich keine Ärztin und kann nicht einschätzen, ob es mir nicht auch nur viel vorkam. So "gruselig" mir die Menschen, die auf Antipsychotika ein extrapyramidales Syndrom entwickelten, vorkamen: einem Patienten oder einer Patientin, die keine Medikamente gegen Schizophrenie nimmt und in einer akuten Episode steckt, kann man z.B. mal nicht arbeiten, und auch bei Depressionen können die Medikamente oft gut helfen, das Gedankenkreisen zu durchbrechen und zugänglicher für Gesprächstherapie zu machen.

Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass die Ärzt*innen in der Klinik (ich gehe davon aus, dass es eine psychosomatische Behandlung und keine akute Krisenintervention in einer Psychiatrie ist?), die Du Dir ausgesucht hast, ganz besonders vorsichtig sind in der Schwangerschaft. Erfahrungsgemäß möchte sich niemand den Schuh anziehen, wenn etwas passiert!