Wie geht ihr mit autoaggressivem Verhalten im Trotzanfall um?

Mein sohn 3 Jahre, hat gerade mal wieder einen seiner berühmten Anfälle Hingelegt. Von Schreien bis Treten und Anbrüllen war wieder alles dabei.. Er war definitiv übermüdet und es ist generell grad chaotisch bei uns da er lange krank war, ich im August noch ein Baby bekommen habe und die Elternzeit meines Mannes endete.. Heute hat sich der Anfall vom 15 min endlos brüllen das erste Mal in autoaggressives Verhalten geändert. Er wollte unbedingt etwas haben. Was in dem Moment nicht möglich war also Schlug er mehrfach hart den Kopf gegen das Bett... Er sagte dann auch aua und ich solle pusten. Ich sagte das ich nicht puste wenn er sich absichtlich weh tut da ich nicht möchte dass er das macht. Ich puste gern wenn er hinfällt usw usw... Dann hat er es noch 2x gemacht um zu schauen ob der papa dann pustet. Hat er auch nicht.. Bzw nur minimal angedeutet. Er hat ihm dann auch ins Bett bringen können nach dem ewigen Theater. Hier gehen neuerdings manchmal fast 2h drauf beim Ins Bett bringen.. Der junge Mann ist extrem impulsiv geworden und ich hab manhcmal das Gefühl er entgleitet mir. Ist auch wirklich böse zu mir und lehnt mcuh ab ( seit neue Schwester da ist. Damit haben wir gerechnet sind dennoch von Ausmaß überrascht). Habt ihr Ideen oder Tipps? Was können wir ändern? Wie gehe ich mit dem absichtlich weh tun um?

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Armer kleiner Kerl! 💔

Wir hatten nie große Probleme mit Autoagressivität. Mal probiert, ignoriert, bleiben gelassen. 🤷

Ansonsten würde ich dringend versuchen den armen Jungen irgendwie aufzufangen. Es scheint ihm ja garnicht gut zu gehen.

Echte Bedürfnisse besser erkennen und zuverlässig erfüllen.

Mit 3 kann man ja auch schon ganz gut mit ihm reden. Wenn er seine Gefühle noch nicht selbst benennen kann, kannst Du ihn ja fragen, ob er traurig ist, oder wütend, oder ob er Angst hat... Natürlich nicht, wenn er gerade tobt, sondern wenn ihr mal Ruhe habt und er auch offen dafür ist. Und ganz behutsam und langsam und ihm nichts in den Mund legen, sondern nur Vorschläge machen.

Ihn wirklich sehen!

Seine bevorzugte Art Aufmerksamkeit schenken!

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Tut mir leid aber das ist doch übertrieben. Wenn ihn dann noch in Watte packt hat er doch seine Aufmerksamkeit bekommen und wird es immer wieder tun.

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Ja, so einem trotzenden Kleinkind gegenüber, das zwar gerade entthront wurde, was soll's, muss man Härte zeigen. Sich bloß nichts gefallen lassen. Sonst hat einen das Kind bald in der Hand! *Ironie Off*

Er wurde entthront. Das löst bei vielen Kindern einen großen Schmerz aus, den sie versuchen auszudrücken. Aber Dreijährige sind nunmal noch sehr klein und können das nicht eloquent mit Worten. Sie brauchen Hilfe und müssen das erst noch lernen.

Und den Schmerz muss man auffangen. Für das Kind da sein. Das ist menschlich.

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Hey,
Ich mache es ähnlich wie du es beschreibst. Verletzt er sich absichtlich, unterbinden ich es, wenn es mir zu invasive vorkommt (Kopf gegen Rippenheizkörper schlagen wollen zb). Auch bei ausgerissenen Haaren puste ich nicht, mit der vorherigen Ansage, dass er das lassen soll, da es ihm wehtut. Er macht es ein paar Mal weiter, weniger stark, bis er merkt, dass er von dem Verhalten nichts außer Schmerz hat. Anschließend rede ich oft mit ihm, was er tun oder sagen kann, wenn es ihm gerade nicht gut geht. Wir besprechen die Auslöser und überlegen gemeinsam andere Handlungsmöglichkeiten (auf ganz praktischem Niveau, er ist erst 2,5, aber sprachlich sehr weit). Das umsetzen gelingt ihm oft nicht, auch wenn ich versuche schon vor dem wutanfall an die anderen Strategien zu erinnern. Impulskontrolle ist halt noch sehr sehr schwer.
Ich habe ein offenes Ohr für ihn und was ihm mehr noch hilft, wir kuscheln sehr viel. Er braucht nach so Anfällen unglaublich viel Nähe (die er auch ohne bekommt, klar).
Ich versuche, bekannte Auslöser im Vorfeld zu umschiffen, nicht zu vermeiden, aber die Situation so zu verändern, dass er sie ohne (Auto-) Aggression bewältigen kann. Das geht halt auch nur bedingt.
Ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen 🙂
LG fox

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Ich würde dir raten gar nicht darauf zu reagieren. Ich schicke meine Tochter dann immer in ihr Zimmer und sage sie ihr sie kann erst wieder raus kommen wenn sie sich wieder eingekriegt hat.

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Find ich ganz schwierig. Also es kommt sicher darauf an, warum ein Kind einen Wutanfall hat.

Grundsätzlich finde ich es schon besser auch im Wutanfall Nähe anzubieten. Oft ist die ja nicht gewollt und man hält sich dann im Hintergrund. Aber das Kind weg zu schicken und für den Wutanfall damit zu bestrafen finde ich unpassend.

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Danke!

@rosa: Du solltest Dir Mal überlegen, warum Kinder Trotzanfälle bekommen und was mit den Kindern passiert, wenn diese dann auch noch mit Liebesentzug bestraft werden.

So wie Du es machst wird Dein Kind lernen, dass seine Gefühle falsch sind und wird lernen seine Gefühle weg zu drücken. Es wird sein Leben lang unter schlechtem Zugang zu seinen Emotionen leiden. Es hat ein großes Risiko zu verbittern. Es hat ein großes Risiko nicht sein volles Potenzial im Umgang mit anderen Menschen ausschöpfen zu können.

Im Kleinkindalter bis zum Schulanfang ist die Zeit mit Emotionen umgehen zu lernen. Je offener und besser man darüber kommunizieren kann, desto besser kann sich das Kind entwickln.

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Ich finde die Kommentare hier total merkwürdig, die sagen „einfach ignorieren, nicht noch „belohnen“ für Selbstverletzung,…“

Ich meine wie offensichtlich kann denn der Ruf nach Nähe noch sein? Wenn mein Kind sind absichtlich selbst weh tut, das das erste mal
macht, dann merkt, dass es weh tut und getröstet werden will dann handle ich intuitiv: In den Arm nehmen, trösten nach dem Motto „Hey, was machst du denn? Bitte tu dir nicht weg!“

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Ja aber ich habe meinem Kind erklärt das mit solchen Sachen wie sich selbst zu verletzen bei mir nicht weit kommt sondern lieber sagen soll was ihr Problem ist wenn sie das dann auch macht gebe ich ihr natürlich Nähe.

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Damit unterstellt du den Kind Berechnung, dazu sind Kleinkinder in der Form aber noch gar nicht fähig. Die tun sich ja eher weh, weil sie völlig in Rage geraten und nicht nach dem Motto „Wenn ich mit jetzt 3x den Kopf anschlage, dann bekomme ich sicher was ich will.“

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Ich möchte definitiv weder ihn 1.allein lassen in der Situation noch 2. Dabei zu sehen wie er sich verletzt und Sachen sagen wie, wenn du dich beruhigt hast kannst du mit mir drüber reden... Ich glaube er kann in dem Moment gar nicht abschätzen was vor sich geht und ich empfinde ich als verzweifelt. Ich bin selbstverständlich dabei geblieben habe versucht ihn in den Arm zu nehmen und zu sagen dass cih nicht möchte dass er sich weh tut und das ich für ihn da bin. Ich gerne wissen will warum er so wütend ist dass er so brüllen muss.. Natürlich ging alles ins Leere aber das war doch bestimmt nicht der komplett falsche Ansatz? Ich habe sowas noch nie erlebt...

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Nein, das war aus meiner Sicht genau richtig. Ich würde mein Kind vermutlich „liebevoll fixieren“ und ihm sagen, dass ich nicht will, dass es sich wehtut. Und nochmal in ganz kurzen prägnanten Worten die Situation erläutern. Zudem biete ich dann an, entweder da zu sein und zu kuscheln oder Anstand zu nehmen und das Kind allein zu lassen. Letzteres aber eben nur, wenn keine Selbstverletzung stattfindet.

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Ich habe es immer unterbunden und gesagt, dass ich nicht erlaube, dass sie sich wehtut.

Trösten und kuscheln ging bei schlimmen Trotzanfällen bei uns immer erst im Nachhinein, ich habe mich währenddessen so nahe gesetzt wie sie es toleriert hat und war halt da.

Ich finde, ein Kind dem es schlecht geht, verdient Aufmerksamkeit und nicht Liebesentzug.
Für mich war das autoaggressive Verhalten immer ein Anzeichen höchster Not.

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Ist halt die Frage, in wie weit es „absichtlich“ ist…. Kinder in dem Alter sind eigentlich nicht berechnend… daher würde ich auch das pusten/trösten nicht verweigern.

Mein Sohn hatte bei seinen ersten Stressanfällen, da war er aber deutlich jünger, die Angewohnheit seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Ich habe zum einen die Hand dazwischen gehalten und zum zweiten versucht, ihm eine Alternative anzubieten, zB mit der Hand auf ein Kissen oder notfalls den Boden zu hauen…
Sein Gehirn ist gestresst, bei euch evtl eben zum ersten Mal so richtig extrem, weil es eben viele Veränderungen gab. Der Stress muss abgebaut werden und sein Körper reagiert dann eben so. Begleiten und versuchen, alternative Stressabbaumethoden anzubieten, ja in dem Alter oft körperlich…

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Was hier für Antworten kommen...
Ein 3 jähriges Kind, dass gerade so dermaßen Ausraster fährt ein Programm ab dass die Evolution ihm ins Heim gepflanzt hat. Er kann nichts dafür. Er ist auf Autopilot. Er kann nicht aufhören, wenn es in dem Moment in ihm Eskaliert. Da kannst du noch so oft darum bitten. ER KANN NICHT!! Das gilt es erstmal zu verstehen. Ein Kind das sich selbst so verletzt in dem Alter tut das nie berechnend oder so.
Warum um Himmels Willen pustest du nicht??? Du bestraft ihn für etwas was er nicht kontrollieren kann, für etwas was tatsächlich auch altersgerecht ist. Ist bei jedem Kind unterschiedlich Ausgeprägt, aber an sich gehört das zur Trotzphase.
Niemals ignorieren. Niemals für seine Gefühle bestrafen.
Einfach unglaublich dass das heute immernoch nicht angekommen ist bei vielen Eltern.
Was ich machen würde: Wenn er nur schreit, Trost anbieten, und dann dabeibleiben und warten bis er sich soweit selbst beruhigt hat bis er den Trost annehmen kann. Bei Bedarf erstmal schnappen und aus der Situation nehmen, bzw das was den Ausbruch ausgelöst hat wegpacken.
Wenn er sich und/oder andere Verletzt musst du das unterbinden. Du musst ihn da vor sich selbst auch schützen. Er kann es nicht. Also halte ihn fest. Bestimmt, aber erkläre ihm gleichzeitig, dass alles gut wird, Und du einfach nicht willst dass er sich wehtut. Wenn er dir wutentbrannt wehtut würde ich auch erstmal festhalten (natürlich nur bei extremen Wutausbrüchen) und ihm die Begrenzung und Sicherheit geben die Kinder einfach brauchen. Dann so abwarten bis der Sturm vorbei ist und liebervoll trösten und miteinander reden.
Dein Kind tut das nicht gegen dich. Er tut das nicht mit Absicht. Und dass du ihn nicht trösten willst, weil er es ja selbst "verschuldet" hat führt nur zu einem: nämlich, dass er das Gefühl bekommt, was falsch gemacht zu haben, auf was er tatsächlich keinen Einfluss hat. Und das führt zu dem Gefühl dass etwas mit ihm falsch ist. Hilf ihm zu lernen seine Gefühle auf Sozial-Adäquate weise rauszulassen. Allerdings dauert das. Das ist etwas was ein Kind nicht von alleine kann, sondern was er durch vorleben und CoRegulierung durch die Eltern lernt.

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Hallo, ich kann dir nur von meinem Mann berichten.
Er hat als kleiner Junge auch oft den Kopf gegen die Wand geschlagen oder anderes autoaggressives Verhalten gezeigt! Seine Mutter hat ihm dann immer doll geschimpft. Ihn nicht in die Arme genommen oder ihn beruhigt, sondern noch schlimmer Strafe, ab ins Zimmer. Er musste deswegen als Kind auch zu einem Therapeuten. Für ihn ist das jetzt noch sehr unangenehm und macht ihn traurig. Weshalb hat er das gemacht? Weil er zu wenig liebe von seiner Mutter bekommen hatte und er das Kind in der Mitte gewesen ist. Er hat eine ältere Schwester und eine jüngere. Auch um damit nach Aufmerksamkeit zu bekommen. Noch jetzt nimmt sie ihn mit seinen 29 Jahren selten in den Arm oder gibt ihm eine Umarmung oder einen Kuss. Zur Folge, hat er jetzt selbst Mühe anderen gegenüber Liebe zu zeigen oder seine Gefühle zu offenbaren. Also das Fazit daraus: man kann damit sehr viel kaputt machen. Durch mich und unseren Sohn und vorallem meiner Mutter, hat er gelernt, was Liebe ist. Für ihn ist meine Mutter, eher seine Mutter, da sie ihn immer in die Arme nimmt und ihm sagt, was er für ein Toller Vater und Mensch ist. 😥